Hanau braucht das Grimmhaus

Foto: Medienzentrum Hanau - Bildarchiv;                                                                    Abbildung: Stadtbild Deutschland e.V.

FAQ zum Standort

Warum ist die Errichtung des Grimmhauses so wichtig für Hanau?

Mit den Brüdern Grimm als ihrer Geburtsstadt verfügt Hanau über ein Erbe der Literaturgeschichte mit weltweitem                 Renomee. Die Märchensammler und Germanisten Jakob und Wilhelm Grimm und ihr "Malerbruder" Ludwig Emil sind die         bedeutendsten Söhne der Stadt, die Touristen aus aller Herren Länder an Main und Kinzig zieht. Ende des 18. Jahrhunderts wohnten sie als Kinder im Haus zur Grünen Linde in der Langstraße 41. Mit der Wiedererrichtung des Wohnhauses besteht   die Riesenchance, das Erbe der drei Brüder zu pflegen und ins Bewusstsein der Bürger und Besucher zu rücken. Die Grimms   sind ein Werbeträger erster Güte.

Warum soll das Grimmhaus nicht an der ursprünglichen Adresse,          sondern auf der gegenüberliegenden Straßenseite nachgebaut werden?

Das ursprüngliche Grundstück Langstraße 41 ist in den Bau des Verwaltungstraktes des Rathauses einbezogen worden.         Es steht nur das Grundstück Langstraße 56 zur Verfügung. Für den Wiederaufbau eines Wohnhauses berühmter                           Persönlichkeiten an anderem Ort gibt es Vorbilder. Eines davon ist das Leibnizhaus.

 

Leibnizhaus

Der berühmte Philosoph, Historiker und Mathematiker Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) bezog 1689 ein Bürgerhaus in der Schmiedestraße 10 in Hannover. Hier wohnte und wirkte er. Beim Luftangriff auf Hannover im Juli 1943 wurde das             Leibnizhaus nahezu völlig zerstört. In Jahre 1964 wurde auf einen Wiederaufbau verzichtet. Statt dessen wurde das Grund- stück mit einem Parkhaus bebaut. 1977 begannen die Planungen für das Leibnizhaus auf dem ca. 200 m weiter gelegenen       Holzmarkt. 1983 wurde das Leibnizhaus als ein Neubau mit der weitgehenden Rekonstruktion der Fassade eingeweiht.

Es gab zunächst eine anhaltende Kritik an einer Rekonstruktion am fremden, nicht authentischen Ort, der fehlenden             Materialtreue und an der Tatsache, dass nur die Fassade wiederhergestellt wurde.

Heute gilt: Für den Hannoveraner wurde nicht die Fassade des Leibnizhauses rekonstruiert, sondern das Leibnizhaus.

 

Grimmhaus

Die Brüder Grimm wohnten von 1788 bis 1791 zusammen mit ihrer Familie in der Langstraße 41 in Hanau. Beim Luftangriff     am 19. März 1945 wurde des frühere Wohnhaus der Familie Grimm völlig zerstört. Im Jahre 1960 wurde das Grundstück in     den Neubau eines Verwaltungstraktes des Rathauses einbezogen. 2016 wurde die Erinnerung an das Grimmhaus durch       eine Wandgestaltung erstmals wieder sichtbar gemacht. Im Jahr 2020 begannen die Planungen für die Wiedererrichtung     des Grimmhauses auf dem gegenüberliegenden Grundstück Langstraße 56. Es könnte als Neubau mit der weitgehenden   Rekonstruktion der Fassade im Jahr 2022 eingeweiht werden.

Heute gibt es zunächst Fragen zu einer Rekonstruktion am nicht exakt authentischen Ort, zu fehlender Materialtreue und   zu der Tatsache, dass nur die Fassade wiederhergestellt werden soll.

Nach dem Wiederaufbau gilt: Für die Hanauer wurde nicht die Fassade des Grimmhauses rekonstruiert, sondern das            Grimmhaus.

Gibt es in Hanau ein Beispiel für die Wiedererrichtung eines historischen Gebäudes an einer anderen Stelle?

Schon das Wachthaus des Nürnberger Tores in der Nürnberger Straße wurde vor Jahren entgegen dem ursprünglichen             Standort auf der gegenüberliegenden Straßenseite wiederaufgebaut. Es wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und war lange Jahre vom Abbruch bedroht. Die baulichen Reste des Wachthauses wurden abgetragen und auf der gegenüber-       liegenden Straßenseite wiederhergestellt (transloziert). Das flache Walmdach wurde nach historischen Darstellungen               rekonstruiert.

Ist der Nachbau des Grimmhauses ein Beitrag für historische                   Nachhaltigkeit?

„Historische Nachhaltigkeit“ zu sichern ist ein Postulat seit dem 19. Jahrhundert. Dies wird durch die neue Erzeugung von       historischen Bildern ermöglicht. Der Nachbau des Grimmhauses ist ein unverzichtbarer Bestandteil Hanauer Erinnerungs- kultur.

Seit wann gibt es den Platz, an dem das Grimmhaus errichtet werden   soll?

Bis zur Kriegszerstörung 1945 bestand an dieser Stelle ein Straßenraum, der die Philipp-Ludwig-Anlage an der Esplanade       am Freiheitsplatz in Höhe des Theatercafes und des Röhrenbrunnens mit der Rathausrückseite in der Langstraße verband.   Ab 1956 wurde mit der Neubebauung des so genannten Kammgebäudes die Südseite der Straßenraumes zum Freiheitsplatz geschlossen. Der verbliebene Straßenraum bekam die Funktion einer Zufahrt zur Hausrückseite dieses Neubaus, der wie ein gezackter Kamm aussieht. Der verbliebene unbebaute Zwischenraum war weder Straße noch Platz. Mit dem Bau des                 Grimmhauses wird ein städtebaulicher Kontext von Gebäuden geschaffen, der die Freifläche zu einem kleinen Stadtplatz     fasst.

Darf das Grimmhaus in mitten von Bauten der Nachkriegsarchitektur nachgebaut werden?

Zusammen mit den Nachbarhäusern entsteht eine komplette Häuserzeile, die ihren Ursprung in der Zeit vor der Kriegszer-   störung hat. Dazu werden die Nachbarhäuser um ein typisches Neustädter Satteldach mit Gauben ergänzt. Die Häuserzeile stellt ein Ensemble dar, das sich gegenüber dem Verwaltungstrakt der Stadtverwaltung und dem architektonischen Solitär-bau der Deutschen Bank gleichwertig behaupten kann.

Warum dürfen nicht ausschließlich die Architekten und Stadtentwickler entscheiden?

Der öffentliche Raum ist nicht ausschließlich ein Fachthema von Architekten und Stadtplanern. Er ist vielmehr ein bedeutender Teil des Lebensraums unserer Gesellschaft und damit eine zutiefst öffentliche Frage, die alle Teile unserer Gesellschaft   betrifft

Welche Funktion hat der kleine Platz vor dem Grimmhaus? 

Der stadteigene unbebaute Platz in der Langstraße 56 eignet sich in besonderer Weise, das ehemals auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehende Haus wiederaufzubauen. Der Ludwig-Emil-Grimm-Platz muss als bisher ungenutzte Brache im Herzen der Hanauer Innenstadt innovativ entwickelt werden. Er liegt in der Langstraße inmitten der Fußgängerzonen. Nach bisherigen bürgerschaftlichen Anregungen wurde diese Straße dem Verkehr nunmehr entzogen. Ein Konzept für eine inhaltliche Ausgestaltung gibt es bislang nicht. Die städtischen Planungen sehen lediglich eine Fußgängerzone mit Fahrradverkehr und einem Fahrradparkhaus vor. Das Grimm-Konzept entwickelt dagegen zukunftsgewandt eine große Rolle im Kulturleben der Stadt und im Tourismus. 

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